32. Arbeitseinsatz, 15. Juni 2012

Datum: Freitag, den 15. Juni 2012 von 8:00 bis 15:00 Uhr

Tätigkeit: Probegrabung am Burgtor

Mitwirkende:

  • Thomas Piller, Albert Kollmer, Walter und Sabine Pfeiffer
  • Dr. Alexander Niederfeilner, leitender Archäologe von der Firma ArcTron in Altenthann
  • Dr. Ludwig Husty, Kreisarchäologe
  • Lorenz Lehner , Bauhofleiter der Gemeinde Rattenberg
  • Max, Minibaggerfahrer der Firma Schneller
  • Frau Christa Baierl von der Presse

Zeit: 30 Arbeitsstunden

Skizze 1

 

Um die genaue Höhe des Burginnenhofes und der Burganlage zu erfahren, haben sich die Mitglieder des Fördervereins entschlossen beim Burgtor (s. Skizze 1) bis zur Torschwelle zu graben (Sondage/Probegrabung: dekmalschutz-rechtliche Grabungserlaubnis vom 4.4.2011, AZ41-324). Dadurch erhoffen wir gesicherte Erkenntnisse über die ursprünglichen Maße der Ritterburg zu erfahren, wenn eine Türschwelle oder ein Steinpflaster zum Vorschein kommen sollte. Seit der Zerstörung 1633 durch die Schweden im 30 Jährigen Krieg , also vor 379 Jahren, ist das Burgtor verschüttet worden durch herab fallende Mauersteine und Mauermörtel.
In Begleitung und Aufsicht von Kreisarchäologen Dr. Husty und dem freiberuflichen Archäologen Dr. Alexander Niederfeilner begannen wir um 8:00 Uhr mit einem Minibagger unter dem Burgtor vorsichtig und erwartungsvoll zu graben.

Foto 1

Wir schätzten, dass nach ungefähr 1 Meter eine Schwelle zum Vorschein kommen sollte. Aber es war ganz anders. Als wir ungefähr 20cm tief auf der rechten Seite des Burgtores (586,30m NN, senkrecht der jetzigen Burgtorleibung) gegraben hatten, stellten wir folgendes fest:
Es ist kein Steinfundament unter dem jetzigen Burgtor sowohl auf der rechten als auch auf der linken Mauertorleibung. Die untersten Steine des jetzigen Torbogens sind auf einem Mörtel-Zement-Bett in ca. 20 cm unterhalb der Grasnarbe (s. Foto 1). Wir untergruben das Tor ca. 20cm und es konnte keine feste Mauerleibung festgestellt und gefunden werden sondern nur Auffüllmaterial: Geröll, Steine und Humuserde.

Skizze 2

Bis in einer Tiefe von 1,16m (585,14m NN) konnte ausschließlich Geröll, Steine und Humuserde gesichtet werden. Ab der Tiefe von 1,16m bis 1,78m (585,14m bis 584,52m NN) konnte erstmals Mörtel und Steine (Lehm und Kalkgemisch) gefunden werden (s. Skizze 2).

Die gleiche Probegrabung machten wir auch auf der linken Mauerleibung und stellten das gleiche Ergebnis fest. An diesem Tag hörten wir aus technischen Gründen (Minibagger war zu klein) und aus Sicherheitsgründen auf weiter zu graben.

Foto 2


Dr. Niederfeilner nahm Gesteins- und Mörtelproben zur wissenschaftlichen Auswertung mit (s. Foto 2).


Ebenfalls wollte der Archäologe sich mit einer weiteren kleinen Probegrabung noch Gewissheit verschaffen, ob an der linken Torbogenseite und an der Burgmauer am Süd-Ost-Eck der inneren Burgmauer ein Fundament zu erkennen ist. Tatsächlichwaren in ca. 30cm Tiefe ein Mauervorsatz und ein Felsen zu erkennen (Foto 3).

Foto 3


Alle Ausgrabungen wurden von Dr. Niederfeilner mit Foto, GPS-Koordinaten und Bodenproben festgehalten. Das Ausgrabungsloch wurde aus Sicherheitsgründen wieder zugefüllt und unter den Burgtorleibungen verdichtet sodass es wieder wie vor der Probegrabung war.


Folgerung und Erkenntnis:
Wo heute das Burgtor ist, war tatsächlich das originale Burgtor, da kein Fundament zum Vorschein kam sondern nur Auffüllmaterial von den darüberliegenden herabgefallen Burgmauersteinen, Mauermörtel, Mauerputzmörtel.
Das originale Burgtor ist viel tiefer, als wir angenommen haben. Theoretisch und könnte es sein, dass die richtige Höhe des Burgtors mit der originalen Höhe des noch vorhanden Torbaus übereinstimmt.
Bei der Burgsanierung vor 40 Jahren (1971/72) war die Öffnung im Burginnenhof wahrscheinlich sehr Einsturz gefährdet. Und man machte ein neues Rundbogentor als anschauliches, sicheres Burgtor.


Aktenauszug des Landbauamts Passau:
„Teilweise abtragen der Mauerkrone bzw. mit vorhandenem Material ergänzen. Die Krone mit einem muldenförmigen Estrich mit Isolierung und Rasenabdeckung versehen, offene Mauerwerksfugen mit hydraulischem Kalkmörtel versehen und der Zugang instand gesetzt.

Leider stimmte es mit den tatsächlichen Maßen nicht überein, wie die fehlenden Fundamente beweisen. Es ist anzunehmen, dass das ursprüngliche Tor an beiden Seite ca. 30 cm breiter gewesen ist als das heutige. Die genaue Burgtorhöhe und Burgtorbreite können in einer Tiefe von ca. drei Metern geschätzt werden. Gewissheit kann nur eine weitere, noch tiefere Grabung bringen.


Dr. Husty schlägt vor, einen Nutzungsplan für die Burganlage zu erstellen und so ein vernünftiges Nutzungskonzept mit den nötigen Sanierungsmaßnahmen zu beschreiben.
Dr. Niederfeilner und der Förderverein können sich eine Nutzung für kulturelle Veranstaltungen im Burginnenhof vorstellen. Bis in eine Tiefe von ca. 1m bis 1,5m vom heutigen Burginnenhofbodenniveau ausgehend ist nur Schutt und Geröll von der eingestürzten Ruine vorzufinden. Das bestätigt die aktuelle Probegrabung.
Bedenkenlos kann 1 Meter Geröll aus dem Innenhof entfernt werden und die zum Vorschein kommenden Zwischenmauern müssen erhalten werden (Verfugen und Mauerkronen versiegeln).
Das Denkmalamt weist ausdrücklich darauf hin, dass alle Burgmauern beidseitig vor gänzlichen Pflanzenbewuchs freigehalten werden müssen und entlang der Mauern ein 1m breiter Kiesstreifen (Drainage) gemacht werden soll, damit keine Feuchtigkeit in die Burgmauern aufsteigen kann.
Auszug aus dem Schreiben vom Denkmalamt von Dr. Mette vom 10.6.2011:
„(…) Die Mitglieder des Fördervereins Burg Neurandsberg e. V. haben inzwischen mit großem Engagement den Bewuchs weitgehend entfernt, welcher mit seinem Wurzelwerk den Mauerverband erheblich geschädigt hat. Es ist in Zukunft darauf zu achten, dass der Bewuchs niedrig gehalten bzw. gänzlich entfernt wird Inwieweit es hier zu Interessenskonflikten mit dem Naturschutz und der Archäologie kommt, ist noch abzuklären. Die Zwingermauern sollten von außen und innen frei zugänglich sein, es empfiehlt sich hier ein ca. 1 Meter breiter Kiesstreifen, auf dem das Regenwasser nach außen abgeleitet werden kann. Die Einsturzstelle über dem Kellergewölbe ist zunächst durch eine Verdachung vor Regen und Schnee zu sichern. Zu einem späteren Zeitpunkt kann man dann das Gewölbe fachgerecht sanieren. Vordringlich sind zunächst die Sicherung der Mauerkronen und die Wiederherstellung der vertikalen Mauerabschlüsse (…)


Nutzungsplan:
Ziel ist es, die mittelalterliche Burgruine als historisches Denkmal für die Naherholung und als weiteren touristischen Anziehungspunkt in der Region wieder zugänglich und erlebbar zu machen. Gedacht ist dabei auch an geführte Wanderungen und Kulturveranstaltungen wie Lesungen, szenische Darstellungen, Sonnwendfeuer usw.

Burginnenhofgestaltung:

  1. Abräumen des Gerölls und einebnen des Burginnenhofes, zum Vorscheinkommende Zwischenmauern verfugen und Mauerkronen versiegeln.
  2. Die nicht ausgefugten freiliegenden Kelleraußenmauern im Burginnenhof und im nördlichen Zwingerbereich befestigen, aufmauern in einer Höhe von 50cm und Mauerkronen versiegeln.
    Der südliche Bereich des Burginnenhofes einebnen und der Übergang zur Kellermauer kann mit mehreren Stufen gestaltet werden. Die zum Vorscheinkommende Kellertürbögen sind zu erhalten. Eine Treppe kann zum Keller im Innenhof auf der östlichen Seite angelegt werden.
  3. Alle Burgmauern sind mit einen Kiesstreifen vor aufsteigender Feuchtigkeit zu schützen.
  4. Das eingebrochene Kellerloch im 3. Keller ist fachmännisch wieder zu reparieren, damit die Keller als wichtige Fledermauswinterquartier erhalten wird und vor weiteren Einsturz gesichert werden.

Aufnahme des Innenhofes

 

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